Sieben Wochen „ohne“

«Rosenmontag» und «Aschermittwoch» stehen vor der Tür und endlich «die drey scheenschte Dääg». Es gehört zu unserer Basler Mentalität, dass wir uns nicht in ein Schema pressen lassen. So feiern wir unsere Fasnacht nach allen anderen und – durchaus etwas schräg – nach «Aschermittwoch». Dabei markiert dieser Tag eigentlich das Ende der Festivitäten und den Beginn der bussfertigen, entbehrungsreichen Einkehr bis Ostern.

Fasnacht oder Karneval – in beiden Bezeichungen klingt die enge Verflechtung mit dem christlichen Glauben nach. Der Name Fas(t)-Nacht bezeichnet die letzte Nacht vor der vierzigtägigen Fastenzeit; Karneval leitet sich wohl vom Lateinischen «Carne» und «Vale» ab, was soviel heisst wie: Adieu Fleisch! Denn nun, nach dem nochmals tüchtig auf den Putz gehauen worden ist, ist Verzicht angesagt. Bis Ostern wurde und wird verzichtet – früher vor allem auf Fleisch, Fett und körperliche Liebe; heute oft auf Medienkonsum, Süssigkeiten und Alkohol.

Das Fasnachtstreiben wurde kirchlicherseits aufgrund der unkontrollierbaren Ausgelassenheit von alters her nicht gerne gesehen. Verboten aber wurde die Fasnacht erst von den Reformatoren. Das mag erstaunen, gelten doch die Reformierten in vielen Köpfen der Menschen als «liberaler», «offener». Warum traten dann die Reformatoren als Spassbremsen auf? Ganz einfach: sie schufen den Zwang zum Fasten ab und damit entfiel auch der Sinn des närrischen Treibens davor.

Warum sollte man es nochmals richtig krachen lassen, wenn darauf gar keine unfreiwillig auferlegte Durststrecke folgt? Den Zwang zum Fasten schufen die Reformatoren deshalb ab, weil sie es als falsch erkannten, sich durch «gute Werke» – also eben durch Fasten, Almosen geben, Gebetsdisziplin etc. – vor Gott Verdienste erlangen zu wollen. Himmlische Belohnung, so ihre Einsicht, erhält man nicht durch äusserliche Taten, sondern allein und nur durch den Glauben, dass Jesus Christus unser Erlöser ist.

In vielen reformierten Städten gibt es deshalb bis heute keine Fasnacht mehr. Unnötig zu erwähnen, dass wir Basler und Baslerinnen auch hier wieder nicht ins Muster passen. D Baslerseel seit sich: die drey scheenschte Dääg löhn mir is vo niemerem näh! Danach aber besinnen wir uns umso lieber auf das Masshalten und Teilen, wie dies in der Fastenzeit wichtig und richtig ist.

Florence Develey

P.s. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Protestanten lehnen das Fasten nicht grundsätzlich ab, nur die Vorstellung, dass Gott durch das Fasten gnädig gestimmt werden könnte. Gott ist uns gnädig, nicht weil wir ihn mit unserem Tun dazu bringen, sondern weil Er es in seiner Güte so will.

Das Beitragsbild zeigt die Ausstellung mit Fasnachtsbildern von Beatrice Hasler-Preis im Reformierten Zentrum Mischeli, Reinach BL.

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