Reisen mit Gottvertrauen
Wer erinnert sich nicht an die letzten Worte der Eltern am Perron, vor dem Check in–Schalter oder gebeugt über die heruntergekurbelte Fensterscheibe des Autos: «Ruf an, wenn Du angekommen bist!»
Als junger Mensch kann so eine Bitte nerven – warum machen sich die Erwachsenen bloss immer solche Sorgen? Trauen die mir etwas nichts zu? Aber natürlich weiss man auch als junger Mensch, dass aus dem Wunsch nach einem Rückruf Fürsorge und Liebe spricht.
Früher, als das Reisen noch kein Spass und jede Reise lebensgefährlich war, schützte man die Menschen, die sich von zuhause wegbegeben mussten, mit einem Reisesegen. So formuliert es ein alter irischer Reisesegen:
May the road rise up to meet you
may the wind be always at your back
may the sun shine warm on your face
and the rain fall soft upon your homefields
And until we meet again, may God hold you
in the palm of his hand.
Möge die Strasse Dich bewahren
der Wind mit Dir sein
die Sonne Dich wärmen
der Regen Deine Felder zuhause wässern
und möge Dich Gott in Händen halten
bis wir uns wiedersehen
«Der Herr wird seine Engel mit dir senden und Gnade zu deiner Reise geben», heisst es in der Bibel bei Mose. Und Gott spricht: «Ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.»
In den letzten Jahren haben viele Gemeinden und Menschen die Tradition des Reisesegens wiederentdeckt. Es ist ein Zeichen der Liebe und Freundschaft für die Reisenden und ein Ausdruck des Vertrauens derjenigen, die den Segen spenden.
Segnen kann jede und jeder. Im Wissen, dass ein Reisesegen keine Garantie für Unversehrtheit ist, aber ein starkes Zeichen von Liebe und Gottvertrauen, können wir einander die Hand auflegen oder ein Kreuzzeichen auf die Stirn zeichnen und dabei die Reisenden Gott anvertrauen.
Am Sonntag, 30. Juni 2019, um 10.30 Uhr feiern wir unter der Leitung von Pfarrerin Gabriella Schneider den Gottesdienst in der Mischelikirche als Reisesegengottesdienst. Wer immer möchte, kann sich segnen lassen.
[Bildnachweis: Andreas Hermsdorf, pixelio.de]