Kirche und Politik
Politik in der Kirche? Kirche in der Politik? Das sind Fragen, die immer mal wieder zu emotionalen Diskussionen führen. Während die Dominanz der Geistlichkeit in islamischen Staaten nach wie vor weit verbreitet ist, kam es im Christentum seit der Französischen Revolution zu einer Trennung von Kirche und Staat in verschiedenen Varianten und einem weltanschaulich neutralen Rechtsstaat. Dieser schützt mit den universalen Menschenrechten auch die individuelle Glaubensfreiheit und kirchliche Organisationsfreiheit.
Unsere Bundesverfassung beginnt in der Präambel mit «Im Namen Gottes des Allmächtigen! Das Schweizervolk und die Kantone, in der Verantwortung gegenüber der Schöpfung». Die Bundesverfassung garantiert die Glaubens- und Gewissensfreiheit und regelt das Verhältnis von Kirche und Staat.
Daraus lassen sich jedoch keine Antworten zu den eingangs gestellten Fragen ableiten. Die Kirche soll sich unbedingt zu Fragen der Ethik äussern, weil sich das Christentum wie auch andere Religionen von jeher mit Sinn- und Wertfragen auseinandergesetzt hat. Dabei ist zu wünschen, dass die Kirche nicht nur Werte konserviert, sondern auch dazu beiträgt, diese weiter zu entwickeln. Die Kirche soll sich aber nicht vor den (partei)politischen Karren spannen lassen. So soll sie zum Beispiel in der asylpolitischen Debatte die christlich-ethischen Aspekte in der Rolle einer «Expertin» einbringen und so zur Meinungsbildung beitragen, nicht aber Stellung für die eine oder andere Seite beziehen.
Melchior Buchs, Gemeindepräsident Reinach BL