„Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen“

Samstagnachmittag. Ich stehe in der Küche, rühre den Teig für den Sonntagskuchen. Da klingelt das Telefon. Soll ich es abnehmen? Auf dem Display leuchtet der Name meiner Freundin auf. Klar nehme ich ab. Und vergesse über ihrem aufwühlenden Bericht sowohl den Kuchen als auch den Sonntag. Was sie mir erzählt, trifft mich.

Sie wurde soeben in einer fröhlich zusammensitzenden Runde vor allen blossgestellt. Wie ein Blitz trafen sie die Worte, die ungerecht und völlig deplatziert waren.

«Ja, und die anderen», fragte ich, «wie haben die reagiert?» – «Gar nicht».

Das beschäftigt mich. Ich weiss nicht, wie ich selbst reagiert hätte, wäre ich dabei gewesen. Doch vor meinem inneren Auge sehe ich plötzlich Martin Luther stehen, der 1521 auf dem Reichstag zu Worms eindrücklich zu seinem Glauben steht – alle Konsequenzen in Kauf nehmend. Und ich wünsche mir, dass auch ich Zivilcourage aufbringen werde, wenn sie das nächste Mal nötig sein wird.

Pfarrerin Gabriella Schneider

[Bildnachweis: Bledsee in Slovenien, Alex Azabache bei Unsplash]

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