Mischeli-Forum: Ein Kanton Reinach?

Reinach war tatsächlich in den Jahren 1793 bis 1800 Hauptort des «Canton de Reinach». Das in der turbulenten Zeit, während der das historische Birseck zu Frankreich gehörte. Die französische Revolutionsarmee hatte nämlich 1792 das Fürstbistum Basel besetzt, zu dem auch das Birseck gehörte. Der Bischof war gleichzeitig ein weltlicher Fürst und regierte von Pruntrut aus. Sein Fürstbistum stellte einen kleinen, schwachen und exponierten Teil des Deutschen Reiches und damit ein Ziel für die französische Armee dar.

Unsere Vorgängerinnen und Vorgänger machten darauf die Französische Revolution und Napoleons Herrschaft mit. Sie erlebten dabei zwei Geldentwertungen, die Umstellung der Woche auf zehn Tage, die Unterdrückung ihrer Religion, eine Überschwemmung mit französischsprachigen Vorschriften, die Zwangsrekrutierungen für Napoleons Russlandfeldzug, Einquartierungen und Zwangsarbeiten, aber auch die Abschaffung der Feudalabgaben, die Emanzipation der Frauen und der Jüdinnen und Juden.

Am Wiener Kongress 1815 schlugen die Monarchen die verarmten und ausgebluteten neun Gemeinden des historischen Birseck ungefragt dem Kanton Basel zu. Die aristokratischen Basler Herren wollten die alte feudale Ordnung wieder herstellen. Dagegen wehrte sich ein Grossteil der Landbevölkerung. Auch die Birsecker und Birseckerinnen sagten sich 1832 von der Basler Herrschaft los – nicht aber Reinach. Das Dorf wurde Sitz der Baslerstädter Verwaltung. Allerdings nur zehn Monate lang und unter heftigen, teilweise im Gasthof Schlüssel ausgetragenen inneren Konflikten. Nach dem Sieg der Baselbieter musste Reinach dafür furchtbar büssen und wurde nicht einmal mehr Bezirkshauptort.

Der Regionalhistoriker und Buchautor Dr. Hans Utz, Therwil, hat über die bewegte Zeit des historischen Birseck zwischen 1793 und 1833 geforscht und ein Buch verfasst. Er wird darüber mit einem Schwerpunkt auf Reinach erzählen am Samstag, 30. April 2022, 15 Uhr im Saal des Reformierten Zentrums Mischeli, Reinach-Nord.

Alle sind herzlich eingeladen (Eintritt frei, Kollekte)